Die Regisseurin über den Film
 
Meine Liebe zu Georgien und seiner Musik begann in der Kindheit. Wenn mir schwer ums Herz war, spielte mir meine Mutter georgische Lieder vor. Diese Melodien erhoben mein Gemüt und gaben Kraft, den Merkwürdigkeiten des Kinderlebens ins Auge zu sehen. Das banale „alles wird gut“ bekam dann eine Wahrhaftigkeit.
Damals schon wünschte ich mir, die Schönheit dieser uralten Klänge auch meinen Freunden nahe zu bringen. Mit Enthusiasmus und tiefer Inbrunst spielte ich die alten Platten meinen Spielkameraden vor. Sie nickten, lächelten und schauten mich etwas verwirrt an. Ich fühlte mich unverstanden und schwor, dass dies nie wieder passieren sollte.
Was ich hier spüre und der Grund warum ich diesen Film realisieren wollte, ist verbunden mit der Kraft des Unsichtbaren, die uns umgibt. Es sind die Gesichter, die mich auf meinen Reisen nach Georgien anschauten, die Sprache, die selbst schon wie Musik klingt. Es sind ihre Geschichten und Witze. Die Falten in den Gesichtshäuten, die von Hunger, Krieg und vom Kampf der Bergvölker untereinander und mit der Natur, aber auch von tiefen Wurzeln und Tradition erzählen, die wissen lassen wie viel Gefühl gelebt, geliebt und zugelassen wurde. Hier ist das Laute auf einen seltsame Art und Weise unhörbar und die Stille, nimmt Dich mit all ihrer Kraft ein.
Ich fühle mich seltsam mit diesem Land verbunden. Gleichzeitig schätze ich, dass hier die Kraft der Tradition wertgeschätzt wird und vermisse dies in meinem Leben oder Kultur - irgendwie.  
Es nimmt mich hier ein. Aber was? Sie haben, was uns fehlt: gesunder Stolz auf ihre Kultur. Eine Nationalität, die eine eigene ist, da sie sich ja selbst nicht einordnen können zwischen Asien und Europa. Umso stärker wird sie dann definiert und ausgelebt.
Die Arbeit am Film in Georgien war wunderbar und anstrengend. Ich habe viel Hilfe bekommen von den Georgiern, denn sie lieben ihre Musik und tun viel für die Pflege ihres Kulturgutes. Ich musste sie manchmal freundlich triezen, damit die Produktion möglichst problemlos durchgeführt werden konnte – so dachte ich, eine in Deutschland sozialisierte, gut organisierte, selbstständige Frau. Dafür wurde ich in anderen Momenten wiederum noch freundlicher zum Warten aufgefordert. Schließlich befanden wir uns im Kaukasus – einem Teil der Erde mit einem anderen Zeitgefühl für die Dinge. Ich lernte die Dinge mit Ruhe, Vertrauen und vor allem Humor zu betrachten.  Ich lernte auch zu singen und zu tanzen, mich auszuruhen, wenn es nicht anders geht und mit den Bergen zu reden. Es war eine großartige Erfahrung so tief in eine fremde Kultur eintauchen zu dürfen und ich danke den Georgiern hierfür von Herzen.
Die Regisseurin über den Film
Freitag, 9. November 2007